Ich spiele gerne und wie verrückt das Indianerspiel.
Es duftet nach gemähtem Gras und Gülle.
Die Jungen jagen mich durchs Feld und feiern mich
als ihre Squaw.
Daheim warten die Hausaufgaben. Ich löse Deutsch
und habe Spaß dabei. Zu lang ist mein Aufsatz, sagt
Mama und „die Mengenlehre begreifst Du einfach nicht.“
Es ist 16.00 Uhr. Ich darf hinaus. Meine Freunde warten
schon.
Ich spiele gerne und wie verrückt das Indianerspiel.
Der Nachbar prügelt gerade seinen Schäferhund blutig.
„Er macht ihn scharf, sagt Papa, denn das Tier soll ein
Wachhund werden.“
Im fliegenden Rollenwechsel will ich Cowboy sein, den
Hund befreien. „Ach, das verstehst du nicht, weil du ein
Mädchen bist!“ Das sagt Mama.
In der Schule haben wir am Folgetag wieder Mengen-
lehre, und ich verstehe sie nicht.
Nachmittags ist Opa zu Besuch. Ich mag ihn nicht.
Er sagt, es wäre nicht schlimm, dass ich der Zahlen nicht
sei. „Du wirst heiraten, 3 Kinder bekommen und mit
einer Friseurlehre den Mann unterstützen. Nur hübsch
musst du sein und folgsam. Dafür braucht es keine
Mathematik!“
Ich spiele gerne und wie verrückt das Indianerspiel. Die
Jungen jagen mich durchs Feld und feiern mich als ihre
Squaw. Es duftet nach gemähtem Gras und… Tierkadaver!
Das Feuer ist beinahe abgebrannt und der Hund, tot.
Zu Hause sagt Papa, dass eben nur die Stärksten überleben.
Ich würde fortan die Mengenlehre erlernen und das Indianer-
spiel aufgeben.
So war das damals.